Donnerstag, 22. Juli 2010

So richten Bildungspolitiker den Sozialstaat zugrunde

Ich bin typischerweise keiner der wütenden, zornerfüllten Blogschreiber, die alles negativ sehen. Eigentlich bin ich ein durchaus naiver Optimist und beabsichtige, es zu bleiben. Wenn ich jedoch die deutsche Bildungs- und Schulpolitik verfolge, so kommt mir das kalte Grausen. Denn an der Lieblingsbaustelle aller gescheiterten Existenzen dieser Republik, die sich vornehmlich im bildungspolitischen Bereich herumtreiben, wird ja seither mit jeder neuen roten oder grünen Regierung herumgedoktort. Das Ergebnis ist bekannt: alle derartigen Bundesländer schneiden beim Schulsystem schlecht ab. Interessant ist, dass dort meist und häufig rot und rot-grün regierten. Diejenigen Bundesländer, welche ihr Schulsystem in Ruhe lassen (= Bayern und Baden-Württemberg), schneiden gut ab. Was lehrt uns das? Die SPD und die Grünen machen einfach schlechte Schulpolitik, so simpel ist das. Die Bürger haben ohnehin kein Interesse an dem pausenlosen Baustellentreiben in deutschen Schulen. Sie wollen eigentlich nur ihre Kinder lernen lassen und dass diese ordentliche Abschlüsse erhalten. Das aber wird ihnen nicht gegönnt.

Bürger klüger als Politiker
In Hamburg war das Aufatmen bei den Eltern verständlicherweise groß: mit großer Mehrheit hat die Bürgerschaft den merkwürdig aufgestellten Senat düpiert und dessen Vorlage zur Einebnung des Abiturs abgewiesen. Man kann nur sagen: gut so. Die Reformgegner haben richtig gehandelt. Denn das Bildungsland Deutschland braucht in seinen Schulen keine Gleichschaltung aller Kinder und Jugendlichen. Es braucht statt dessen Differenzierung, einen Fokus auf die Stärkung des Leistungsgedankens und die Förderung und Führung der Leistungsunwilligen.

Die Dämlichkeit des Hamburger Reformversuchs lasse ich am besten den Chef des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, darstellen:
Das Ergebnis wird sein, dass es sich Hamburg bei zukünftigen Schulleistungsstudien endgültig am Ende der Tabelle bequem machen kann. Was Hamburg mit einer Kappung des Gymnasiums von insgesamt neun auf sechs Jahre veranstaltet wird, ist die Zerschlagung der in Hamburg letzten noch halbwegs tüchtigen Schulform und die Nachahmung eines anderen PISA-Verlierers, nämlich Berlins.
Genau so ist es. Denn was die linken (Sorry für die Floskel) Bildungspolitiker nicht verstanden haben und sich die rechten nicht zu sagen trauen: man verbessert das Niveau einer Klasse und einer Schule nicht dadurch, dass man die Leistungswilligen und die Leistungsunwilligen zusammensteckt und einmal fröhlich umrührt. Der Quatsch vom "längeren gemeinsamen Lernen" ist genau das: Quatsch. Die Schüler lernen nämlich nicht gemeinsam, sie verlieren nur gemeinsam. Ich erinnere mich an der Stelle nämlich relativ gut daran, wie es mir in der Schule ging: solange ich in Klassen ging, in denen mehr faule als fleißíge Schüler saßen, war ich selber faul. In Klassen, in denen mehr fleißige Schüler als faule saßen, war ich selber fleißig. Geholfen hat mir dann das Internat mit einer mehrheitlich leistungsorientierten Klasse, nur 20 Schülern in derselben und einer motivierten Lehrerschaft. Das ist vereinfacht und zugespitzt, aber es trifft den Kern der Sache: in der Schule ziehen die Faulen die Fleißigen mehr nach unten als die Fleißigen die Faulen nach oben.

Durch die Verschmelzung von Schulformen der Leistungswilligen mit den Leistungsfaulen verschlechtert man also nur die Position der Leistungsträger, verbessert die Position der Leistungsfaulen also auf deren Kosten, sozusagen durch Nivellierung. Für Linke Ideologen und "Pädagogen" ist das gelebte Solidarität zugunsten ihrer Klientel und letztlich ein Ausdruck ihrer gemeinsamen Verachtung für den leistungsbereiten Teil der Gesellschaft. Für leistungswillige, lernfreudige Kinder und Jugendliche ist es einfach nur ein jämmerliches Herumexperimentieren auf ihre Kosten und zu ihren persönlichen, künftigen Lasten. Das wird dann mit dem Begriff "solidarisch" verkauft und beworben und ist eigentlich nur zum Haareraufen. 

Denn wer leisten will, muss leisten dürfen!
Natürlich muss es genau anders herum laufen: für die guten und leistungswilligen Schüler muss es eigene Schulen und eigene Abschlüsse geben, damit sie einen klaren Lohn für ihre Bemühungen erhalten. Das Gymnasium war dieser Lohn. Sie müssen sehen, dass sich Leistung lohnt - schon allein deswegen, weil sie es mit ihren Steuern sind, welche in späteren Jahren den umverteilungsfreudigen, deutschen Sozialstaat finanzieren werden. Denn immer noch gilt: in Deutschland zahlen die oberen 30% der Einkommensverdiener fast 80% des Einkommensteueraufkommens, die untere Hälfte gerade mal 6,5%. Jede Politik täte gut daran, den Leistungswilligen diese Einkommen durch entsprechende Bildung und Motivation weiter zu ermöglichen. Ansonsten bleibt nämlich bald weniger zu umverteilen.

Nicht jeder muss auf die Uni
Denn klar ist auch: es haben bei weitem nicht alle die geistige Befähigung zum Hochschulstudium (und das ist es ja eigentlich, was ein Abitur aussagen sollte, nicht wahr: "Du bist klug und fleißig genug für die Uni"). Es ist auch ausreichend, wenn 25% eines Jahresgangs auf die Uni gehen, was diese nämlich zahlenmäßig ohnehin überfordert. Denn wir werden ja auch weiterhin Handwerker, Bauarbeiter, Polizisten, Beamte im unteren und mittleren Dienst, einfache Hilfskräfte, Servicekräfte, DJs, Friseusen, Kassiererinnen, Bedienungen, Köche, Programmierer, Hotelfachkräfte, Sekretäre, Rettungsschwimmer, Rezeptionisten, Bäcker, Bierbrauer und vieles mehr brauchen. Und die brauchen alle kein Diplom, die brauchen einen ordentlichen Abschluss und die gute, alte deutsche Lehre, die brauchen keine weltferne, wissenschaftliche Ausbildung, die brauchen Arbeit in Betrieben und ganz vielleicht einen Meisterbrief. Ein Studium, ein Abitur brauchen sie nicht. 

Die Krux und der Ursprung der leistungsschwachen und leistungsunwilligen Schüler und der damit einhergehenden Entwertung von Haupt- und Realschule liegt ja nicht im Schulsystem, sondern bei den Eltern. Bei ihnen liegt die Verantwortung für ihre eigenen Kinder, nicht beim Schulsystem. Es ist also sinnlos, das Abitur dadurch zu entwerten und in seinem Wert auf das Niveau von Haupt- und Realschule dadurch herabzuziehen, dass eben alle Abitur machen dürfen. Ein Abitur macht ja keine besseren Schüler, statt dessen wird das Abitur einfach nur weniger wert. Die Arbeitgeber sehen das und betrachten Zeugnisse daher folgerichtig zunehmend als entwertete und nicht aussagekräftige Dokumente. Stattdessen behelfen sie sich mit Praktika und Zeitarbeit und stellen die Menschen erst ein, wenn sie sich ihrer Fähigkeiten sicher sind. Die Wirtschaft hat das längst verstanden - nur die linke Bildungspolitik nicht. Aber vermutlich haben die Beteiligten ja auch kein Abitur.

Bildungspolitik killt den Sozialstaat
Was ist also die Folge der ideologisch verbrämten und wenig am Allgemeinwohl ausgerichteten linken Bildungspolitik: es werden alle Schüler gemeinsam schlechter, da die Leistungsspitze zunehmend vom Bildungsproletariat verdrängt wird. Wenn die Leistungswilligen also aus den staatlichen Schulen auf private verschwinden, wird auch ihr Anteil an der Gesellschaft kleiner - so viele private Schulen gibt es nicht. Die staatlichen Schulen werden dagegen einfach nur schlechtere und weniger Bildung vermitteln und leistungsunwilligere Schüler entlassen. Die Folge ist ein allgemein sinkendes Bildungsniveau mit der Konsequenz einer stotternden Wirtschaft wegen Fachkräftemangels und damit einhergehend eben ein Sinken der staatlichen Einnahmen aus Steuern. Und dann haben die Bildungspolitiker den Sozialstaat zugrunde gerichtet. Weil sich Leistung nicht mehr lohnen durfte.

1 Kommentar:

  1. Chris, ich stimme Dir größtenteils zu. Allerdings finde ich (insbesondere in der ersten Hälfte) Deine Trennung in Leistungswillige und Leistungsunwillige etwas eindimensional und polemisch. Gewiss mag Motivation mit der Schulform korellieren, dennoch gibt es genügend motivierte Hauptschüler und unotivierte Gymnasiasten.

    Die Berücksichtigung der Leistungsstärke (Leistungsstarke vs. leistungsschwache) hätte ich hier besser und treffender gefunden als die der Motivation. Der Effekt ist der gleiche: In einer Gruppe aus Leistungsschwachen sinkt die Motivation des Leistungsstarken, sein volles Potenzial auszuschöpfen (sehr vereinfacht gesagt). Zusätzlich kommt dann noch das Argument hinzu, dass der Anspruch des Lernstoffes und die Lehrgeschwindigkeit sich an der mittleren Leistungsfähigkeit der Klasse orientieren muss und damit in gemischten Klassen niedriger ist als in Gymnasialklassen.

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