Da ist die Quittung. Und ich bin versucht zu sagen: endlich, denn das Wahlergebnis war völlig absehbar. Schon seit Jahren fühle ich mich der FDP hauptsächlich deswegen zugehörig, weil mein Weltbild vom Willen zur Eigenverantwortung geprägt ist. Die FDP ist heute die einzige deutsche Partei, die zuerst auf die eigenen Fähigkeiten der Menschen setzt und nicht darauf, dass man von jemand anderem alimentiert, geführt und befürsorgt wird. Mit dem Grundsatz zur Eigenverantwortung hat man im heutigen deutschen Überfürsorgestaat, der von allen politischen Konkurrenten kontinuierlich ausgedehnt wird, ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal.
Leider hat es sich die Mehrheit der FDP-Mitglieder neben dieser sinnvollen Grundhaltung auch in einer sehr egoistischen und rein gegenwartszentrierten Position bequem gemacht. Es wird fröhlich von "individueller Freiheit" und "Keine Verbote" geschwafelt, während man im Porsche Cayenne vorfährt, Kurzurlaube mit dem Flugzeug in Italien oder gleich der Karibik macht, jedes Jahr das Smartphone und alle drei Monate das komplette Outfit wechselt und ganz allgemein einen ressourcenverschwenderischen Lebensstil befürwortet, der auf gar! keinen! Fall! von den geringsten persönlichen Einschränkungen betroffen sein darf. Dabei ist das ziemlich illiberal.
Der liberale Urgedanke lässt sich aus folgenden Zitaten herausdestillieren:
"Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt" (Kant)Man kann das ergänzen durch:
"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will." (Jean-Jacques Rousseau)Und an dieser Stelle kann man auch gut auf das FDP-Grundsatzprogramm verweisen, wo es unter Absatz I, Satz 2 heißt:
Die Voraussetzung der Freiheit des einzelnen Menschen sind faire gemeinsame Regeln und faire individuelle Chancen. Gleichzeitig erwarten wir, dass jeder Einzelne seine Freiheit in Verantwortung für das eigene Leben und gegenüber der Mitwelt, der Umwelt sowie der Nachwelt gebraucht. Freiheit, Fairness und Verantwortung sind deshalb die Grundwerte der offenen Bürgergesellschaft, denen liberale Politik verpflichtet ist.Unter diesen Gedanken können sich vermutlich viele Menschen versammeln. Leider empfinden viele Bürger - ob nun Liberale oder nicht - dass man diese Grundsätze gerne ausschließlich auf die eigene Alterskohorte anwenden müsse, wenn überhaupt. Die Nachwelt, also die eigenen Kinder, deren Kinder und die Kindeskinder der anderen spielen bei diesem Verständnis von Freiheit schlicht keine Rolle. Und so ist dem typischen Liberalen die Zukunft ziemlich egal, sofern es nicht gerade um den banalen technischen Fortschritt geht. Er begreift die Freiheit hauptsächlich als "Freiheit zum rücksichtslosen Konsum" und wenn das bedeutet, die Lebensgrundlagen der nächsten Generationen in einem atemberaubenden Tempo schonungslos zu verbrauchen - geschenkt. Ich finde das bedrückend und deprimierend, denn es verleidet mir den parteipolitischen Liberalismus sehr.
Die FDP manövriert sich zunehmend in eine gesellschaftspolitische Nische, aus der sie nicht mehr rauskommen wird. Für viele junge Menschen spielen Konsumfreiheiten nur noch eine sehr geringe Rolle in ihrem politischen Entscheidungssystem. Sie fürchten nicht das nächste Funkloch oder das Ende der Benzinverbrenner, sondern sie fürchten um die Bewohnbarkeit des Planeten. Und das tun sie ganz zurecht.
Weil große Teile der FDP auf die "Fridays for Future" mit mittelprächtiger Verachtung herabblickt und gute Teile der Partei den Klimawandel für irgendwas zwischen "geht mich persönlich nichts an", "sollen sich andere darum kümmern" bis hin zu "ist ja alles Panikmache" hält, wählen und gehen die jungen Menschen nicht zur FDP. Während sich die liberalen Parteigrößen verbissen an Youtube-Videos abarbeiten und irgendwas vom technologischen Fortschritt faseln, der unseren Raubzug an den Lebensgrundlagen der künftigen Generationen auf vermutlich magische Weise lösen soll, wendet die Jugend uns den Rücken zu - zu Recht. Sie verstehen auch die liberale Forderung, keine nationalen Alleingänge beim Klimaschutz zu unternehmen, als einen nur schlecht kaschierten Versuch, in Deutschland am liebsten gar nichts zu tun und die Verantwortung an andere wegzudelegieren.
Und dabei stimmt es ja: ein Euro, der heute in Indien, China oder selbst den USA in den Klimaschutz investiert wird, ist im Hinblick auf CO2-Emissionsreduktion deutlich effizienter eingesetzt als in Deutschland, weil die unausgeschöpften Potentiale dort viel größer und somit billiger zu heben sind. Leider ist der wichtigere, zentrale Punkt trotzdem, dass der durchschnittliche Deutsche die Ressourcen verbraucht, die vielleicht 10 oder 20 lebenden Menschen zustehen. Und damit beeinträchtigt er die Freiheit des Nächsten. Und damit ist es die Pflicht einer liberalen Partei, dagegen anzutreten. Die FDP tut nichts davon.
Und ja, die FDP ist bei vielen Themen meine Heimat: der Marktwirtschaft, dem Wunsch nach Bürokratieabbau, einer vernünftigen Steuerpolitik, die nicht von Voodoo-Monetarismus geleitet ist, eine sinnvolle Migration, die Freiheit des Individuums und dem Sinnbild, das der Staat der Dienstleister des Bürgers ist und nicht umgekehrt. Leider sind diese wichtigen Themen durch das Fortschreiten des ökologischen Zusammenbruchs des Planeten inzwischen alles drittrangige Problemfelder.
Es gibt heute nur ein Politikfeld, das im 21. Jahrhundert wirklich wichtig ist. Ihm müssen sich alle anderen Themen unterordnen. Die jungen Menschen haben das instinktiv längst verstanden, auch wenn sie es nicht alle in wohlklingende Zahlen und Fakten packen können. Die Mehrheit der Parteien in Deutschland hat es nicht verstanden. Und daher ist das ärgerliche und bedrückende, dass den jungen Menschen im deutschen Parteienspektrum für dieses Politikfeld nur die Grünen als wählbar verbleiben. Ausgerechnet diese moralinsaure, verbiesterte Partei, deren wichtigste Debatten heutzutage irgendwo im Streit über das Binnen-I versumpfen, ist leider auch die einzige politische Kraft, der man abnimmt, das ihr die Klimakatastrophe nicht komplett am Arsch vorbeigeht. Wenn heute mehr als ein Drittel der 18 bis 35-jährigen Grün wählt und mancherorts sogar mehr als die Hälfte, dann wendet sich ein großer Teil einer ganzen Generation der einzigen Partei zu, die bei dem einen zentralen Thema der Menschheit im 21sten Jahrhundert zumindest irgendeine Glaubwürdigkeit hat. Zu Recht. Und deswegen bekommt die FDP für ihre Ignoranz wieder einmal die Quittung. Zu Recht. Und deswegen kann ich mich über diese Wahlergebnisse nicht freuen.
Weil große Teile der FDP auf die "Fridays for Future" mit mittelprächtiger Verachtung herabblickt und gute Teile der Partei den Klimawandel für irgendwas zwischen "geht mich persönlich nichts an", "sollen sich andere darum kümmern" bis hin zu "ist ja alles Panikmache" hält, wählen und gehen die jungen Menschen nicht zur FDP. Während sich die liberalen Parteigrößen verbissen an Youtube-Videos abarbeiten und irgendwas vom technologischen Fortschritt faseln, der unseren Raubzug an den Lebensgrundlagen der künftigen Generationen auf vermutlich magische Weise lösen soll, wendet die Jugend uns den Rücken zu - zu Recht. Sie verstehen auch die liberale Forderung, keine nationalen Alleingänge beim Klimaschutz zu unternehmen, als einen nur schlecht kaschierten Versuch, in Deutschland am liebsten gar nichts zu tun und die Verantwortung an andere wegzudelegieren.
Und dabei stimmt es ja: ein Euro, der heute in Indien, China oder selbst den USA in den Klimaschutz investiert wird, ist im Hinblick auf CO2-Emissionsreduktion deutlich effizienter eingesetzt als in Deutschland, weil die unausgeschöpften Potentiale dort viel größer und somit billiger zu heben sind. Leider ist der wichtigere, zentrale Punkt trotzdem, dass der durchschnittliche Deutsche die Ressourcen verbraucht, die vielleicht 10 oder 20 lebenden Menschen zustehen. Und damit beeinträchtigt er die Freiheit des Nächsten. Und damit ist es die Pflicht einer liberalen Partei, dagegen anzutreten. Die FDP tut nichts davon.
Und ja, die FDP ist bei vielen Themen meine Heimat: der Marktwirtschaft, dem Wunsch nach Bürokratieabbau, einer vernünftigen Steuerpolitik, die nicht von Voodoo-Monetarismus geleitet ist, eine sinnvolle Migration, die Freiheit des Individuums und dem Sinnbild, das der Staat der Dienstleister des Bürgers ist und nicht umgekehrt. Leider sind diese wichtigen Themen durch das Fortschreiten des ökologischen Zusammenbruchs des Planeten inzwischen alles drittrangige Problemfelder.
Es gibt heute nur ein Politikfeld, das im 21. Jahrhundert wirklich wichtig ist. Ihm müssen sich alle anderen Themen unterordnen. Die jungen Menschen haben das instinktiv längst verstanden, auch wenn sie es nicht alle in wohlklingende Zahlen und Fakten packen können. Die Mehrheit der Parteien in Deutschland hat es nicht verstanden. Und daher ist das ärgerliche und bedrückende, dass den jungen Menschen im deutschen Parteienspektrum für dieses Politikfeld nur die Grünen als wählbar verbleiben. Ausgerechnet diese moralinsaure, verbiesterte Partei, deren wichtigste Debatten heutzutage irgendwo im Streit über das Binnen-I versumpfen, ist leider auch die einzige politische Kraft, der man abnimmt, das ihr die Klimakatastrophe nicht komplett am Arsch vorbeigeht. Wenn heute mehr als ein Drittel der 18 bis 35-jährigen Grün wählt und mancherorts sogar mehr als die Hälfte, dann wendet sich ein großer Teil einer ganzen Generation der einzigen Partei zu, die bei dem einen zentralen Thema der Menschheit im 21sten Jahrhundert zumindest irgendeine Glaubwürdigkeit hat. Zu Recht. Und deswegen bekommt die FDP für ihre Ignoranz wieder einmal die Quittung. Zu Recht. Und deswegen kann ich mich über diese Wahlergebnisse nicht freuen.
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