Donnerstag, 10. Dezember 2009

Deutsche Digitale Bibliothek

ich habe auf toms-hardware einen beitrag zu der geplanten DDB zur Deutschen Digitalen Bibliothek gefunden und darauf spontan einen kommentar verfasst. - irgendwie war er etwas länger, so dass ich für ihn einen eigenen blogbeitrag für angebracht hielt.

hi allerseits,

ich finde die die intention der DDB nicht schlecht, doch ich habe spontan gewisse zweifel, dass dieses projekt besonders erfolgreich sein wird. - wenn ich das hier lese, "[...]wobei die DDB auch und vor allem im Hinblick auf die Wahrung von Urheberrechten »eine angemessene Antwort auf das Vorgehen des US-Unternehmens Google ist[...]«[...]", kommt bei mir allerdings die frage auf, wie will das bitte finanziert werden?

kostenloser zugriff auf endlos viele werke für alle? wahrung von urheberrecht? - nun entweder die DDB zahlt entsprechende nutzungsabhängige gebühren an die urheber, oder das modell ist nicht "besser" als das geschäftsmodell von google. ich vermute allerdings, dass der staat das im zweifelsfall aber anders sieht, wenn das angebot angenommen wird. es wird zu teuer. und schon sind wir wieder beim gleichen "diebstahl", wie er google vorgeworfen wird. klar, alles gemeinnützig und so. aber im grunde genommen haben die urheber ja nicht entschieden, ihre werke gemeinnützig zur verfügung zu stellen, oder?

ich verstehe nicht, warum google für sein bestreben das wissen der welt zu sammeln immer so vor den bug geschossen bekommt. ich meine, macht sich denn keiner gedanken, warum der markt aussieht wie er aussieht? - ich meine, es hätte schon seit jahren eine DDB geben können, doch die politischen räder drehen sich dafür einfach zu langsam.
ok, jetzt wird ein projekt gestartet, das 2011 den betrieb aufnehmen soll. daraus wird dann 2012 und dann ist alles schon wieder überholt. dann wollen die leute mit neuen technologien auf den bestand zugreifen, den bestand anders ausgewertet bekommen, neue tools zur recherche nutzen, ... - 5 jahre nachdem solche tools auf dem kommerziellen markt sind, versucht die politik sich wieder mal drei zentimeter zu bewegen.

wird hier nicht gemerkt, dass es prinzipielle probleme gibt, die gelöst werden müssen? das urheberrecht ist für diese art von massenkonsum nicht vorbereitet. - google ist agil und schnell. dieses unternehmen ist zu einem guten teil dafür verantwortlich, dass sich das netz so schnell entwickelt, wie es gerade geschieht. google ist für viele hilfreiche und für jeden zugängliche tools verantwortlich.
google steht in einer wirklich engen symbiose mit seinem ökosystem. und sein ökosystem ist nicht die börse, sondern das netz. im gegensatz zu staatlichen ansätzen verfolgt google bisher konsequent die strategie möglichst viel möglichst vielen zugänglich zu machen. sie verfolgen die strategie, den menschen die möglicheiten für den zugriff auf information und kommunikation an die hand zu geben, die wir brauchen, die wir uns wünschen.
würde sich deutschland ebensoviele gedanken um seine bürger machen, wie google um seine nutzer, würden hier sicher andere ansätze verfolgt werden. es würden nicht milliarden in höchst riskante projekte gepumpt. viel mehr würde sich der staat mit seiner aufgabe befassen unternehmen wie google rahmenbedingungen zu schaffen, seinen bürgern zu geben, was er will, was sie wollen. - es fehlen moderne rahmenbedingungen. kaum ein anbieter moderner, interaktiver internetdienste ist in der lage wirklich legal zu agieren. das problem: die menschen wollen diese dienste und diese dienste bringen die gesellschaft als ganzes enorm voran. sie verbessern in meinen augen den zugang zu wissen, erhöhen die effizienz und freude am arbeiten und steigern nebenbei die allgemeine moral. das gesellschaftliche befinden.
ergo sind diese dienste auch wenn sie nach aktueller rechtslage vielleicht nicht alle vollständig legal sind sehr wichtig. dumm ist nur, wenn sie beschränkt werden, verlieren sie schnell ihre nützlichkeit. es ist nicht praktikabel jedes video bei youtube auf rechtsverletzungen zu prüfen. es ist nicht sinnvoll die aktuellen gesetze blind auf die neuen herausforderungen anzuwenden.

man sollte sich in der politik lieber ausführlich gedanken machen, wie man die welt, deutschland, europa weiterbringen kann. wie wir es schaffen rahmenbedingungen zu schaffen, die einer beschleunigten gesellschaft gerecht werden. wie unsere politik nicht dem tiefen wunsch nach freihiet aller entgegen steht. nur weil diese freiheit unbekannt ist.

die DDB ist nicht schlecht und kann durchaus eine sinnvolle einrichtung werden. allerdings gibt es gerade hier wichtigere baustellen, als mit aller macht dem hype zu folgen google irgendwie paroli zu bieten. bleibt bei dem, wofür ihr gewäht wurdet. macht gesetze. schafft einen rahmen für eine neue welt.

viele grüße,
dave gööck

1 Kommentar:

  1. Ungefähr das hatte ich auch im Kopf, als ich zum Thema gelesen habe.

    Dennoch kann ich mir vorstellen, dass die DDB - gerade unter den gegebenen Umständen, nämlich _keiner_ Kooperation deutscher Behörden, deutscher Verbände, Lobbyisten und Autoren mit GoogleBooks - schon einen Vorteil für die praktische Arbeit mit Literatur im Netz bringen wird. Ich freu mich nämlich jeden Tag über bereits digitalisierte Inhalte der Bibliotheken. Das darf gern ausgebaut werden. Die Trägheit, die bei einer Behördenlösung zu erwarten ist, ist aber vermutlich wirklich ein Problem... ;)

    Fast "lustig" finde ich aber, dass die DDB aus Googlekritik heraus genau das tut, was Google vielfach vorgeworfen wird: Verschwendung, indem das Rad neu erfunden wird, statt bestehende Lösungen zu fördern, zu integrieren oder zu akzeptieren.

    Das eigentlich Bedauerliche an dem ganzen Themenkomplex ist aber für mich, dass sich die deutsche Wissenschaftscommunity (es geht nicht nur um Wissenschaft, aber vom Rest hab ich weniger Ahnung ;)) mal wieder vom Rest der Welt separiert. Das zeigt diese Insellösung mE ziemlich deutlich, auch wenn in fernerer Zukunft eine Anbindung an EU-Projekte geplant ist.

    Problematisch dabei ist, dass einzelne Autoren sich dem nicht entziehen können. Ganz nett kommentiert zB bei TP zum Heidelberger Appell: "Durch die nun von Google praktizierte IP-Nummernsperre schaden die Unterzeichner des Heidelberger Appells nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Kollegen" (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31135/1.html)

    Ich hab grad in den letzten Tagen eine Menge zum Thema Urheberrecht und Google gelesen, da ich am überlegen war, ob ich meine Urheberrechte von der VG Wort (also der GEMA für Text) vertreten lassen möchte, oder nicht. Die VG Wort vertritt eine riesen Menge an deutschen Autoren (und Verlagen, was für Autoren uU problematisch ist...) und streitet zur Zeit in deren Namen mit und gegen Google (zB http://www.heise.de/ct/meldung/VG-Wort-richtet-sich-auf-Google-Books-ein-219999.html). Einzelne Autoren haben es gar nicht so leicht, sich dem zu entziehen, obwohl man als Autor eine Menge dagegen einzuwenden haben kann (zB: http://www.heise.de/ct/meldung/Wissenschaftler-und-Urhebervertreter-im-Clinch-ueber-Google-Books-220767.html).

    ...und damit sind wir schon in der OpenAccess-Debatte gelandet. Aber bevor ich da einsteige, urhebe ich mal lieber weiter... ;)
    Stattdessen noch zwei Verweise:
    * Ein toller Artikel zum Wandel der Medienkultur: "Digitaler Strukturwandel der Öffentlichkeit" (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31393/1.html)
    * Und konkret zu Open Access (ein bisschen arg wissenschaftstheoretisch vielleicht ;)): "Die Wissenschaftstheorie fordert Open Access" (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31020/1.html)

    PS: *gnaaaaaa* Was für ein Scheiß, dass ein Profil zum Kommentieren nötig ist - jetzt nervt mich Google doch schon wieder ^^
    PPS: Du hast dich beim taggen vertippt

    AntwortenLöschen