Sonntag, 5. Februar 2012

Warum ich nicht mehr bei Amazon einkaufe

Nun gut, ganz so hart ist es nicht. Manchmal kaufe ich doch noch bei bzw. über Amazon ein. Manche Gebrauchtware von Händlern ist bisweilen nur dort zu haben. Jedoch habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, neue Bücher, Musik, Filme oder ähnliches gar nicht mehr bei Amazon zu bestellen. Stattdessen gehe ich zu der Buchhandlung bei mir um die Ecke, bzw. um zwei Ecken, in den örtlichen Müller oder Karstadt und andere Händler.

Warum? Das ist einfach: ich kann mich schwerlich über das Ladensterben der kleinen Geschäfte in den bisher belebten Einkaufsstraßen ausserhalb der großen Einkaufszentren beschweren und gleichzeitig einen relevanten Anteil meines Konsum in Onlineshops verlagern. Und da ich ein ausgesprochener Lokalpatriot bin, muss ich also konsequenterweise meine Kaufkraft in der eigenen Gegend lassen, statt sie Amazon Dublin oder sonstwem abroad zu vermachen. Natürlich muss man die Dinge nicht radikal sehen und braucht sie nicht auf die Spitze treiben. Umgekehrt muss man aber auch nicht jeden Krempel bei Onlineshops bestellen "weil man das so schön nach Hause geliefert bekommt und es ja einen Euro günstiger ist" (und dafür dreimal im Monat zum Papiercontainer fahren muss um die Verpackungen wegzubringen). Auf lange Frist bezahlt man da mit dem Verlust von Lebensqualität, weil die Städte und Straßen leerer werden oder man bestimmte Dinge eben gar nicht mehr vor Ort bekommt. Dazu möchte ich explizit nicht beitragen.

Aber auch aus marktwirtschaftlicher Sicht sollte man im Blick haben, das Unternehmen wie Amazon, eBay oder Google in einigen Sektoren Quasi-Monopole errichtet haben und diese sind naturgemäß kritisch zu betrachten. Also möchte ich auch aus diesem Grund meine Einkäufe nicht bei oder über eins dieser Unternehmen durchführen. Diese Überlegung hat mich bspw. auch dazu bewogen, mir keinen Kindle oder ein ähnliches Lesegerät für eBooks zuzulegen. Denn allein die Tatsache, dass ich bei eBooks nicht mehr Herr der von mir gekauften Bücher bin, macht es mir unmöglich, das im gewünschten Maße zu geniessen. Bei Amazon, Apple und allen Systemen, die so etwas wie Adobe ID nutzen, geht es sogar so weit, dass bereits gekaufte Bücher wieder eingezogen, quasi von meinem Gerät gelöscht werden können. Das ist für mich nicht akzeptabel. Bei einem gedruckten Buch in der heimischen Bibliothek würde man angesichts solcher Praktiken Sturm laufen und bei einem elektronischen Medium gibt es keinen vernünftigen Grund, das anders zu sehen. Die Kontrollfreakerei der Rechteinhaber ist ein Fluch der digitalen Welt. Und gar drei oder vier Systeme mit mir herumschleppen, um meine favorisierten Bücher lesen zu können, möchte ich nicht - ebensowenig wie zeitraubendes Herumkonvertieren um alles auf einem zu vereinen. Bei Büchern bleibe ich daher beim Klassiker, dem Ding aus Papier, dass ich auch mal vergessen kann, das ich verleihen oder verschenken kann. Die Usability ist ohnehin unübertroffen, auch wenn eBooks ihre Vorteile haben.

Selbstredend sind meine private Entscheidung hier quantitativ belanglos, jedoch verhält sich das an der Stelle genauso wie mit allen solchen kleinen Entscheidungen: die Masse machts - und dann gibt es auch in zehn Jahren noch den schönen Laden um die Ecke.

2 Kommentare:

  1. Ich kann deine Haltung verstehen und finde sie gut - wenn ich denn noch Papier-Bücher kaufe, besorge ich sie in der Regel auch im Laden um die Ecke.

    Allerdings bin ich großer E-Book-Fan und nutze dafür den Kindle. Gerade im Punkt Usability werden Papierbücher nämlich in fast allen Belangen geschlagen (allerdings gilt das nur eingeschränkt für non-Kindle-Geräte). Der mMn einzig problematische Punkt ist das von dir angesprochene Verschwinden von Büchern - allerdings ist das DRM gebrochen und ich kann mir also problemlos meine eigenen Sicherungskopien machen. Etwas was bei Papierbüchern nicht (sinnvoll) möglich ist. Außerdem lesen sich auch andere lange Texte super darauf und mit der passenden Browser-Erweiterung ist es auch sehr bequem, sie auf das Gerät zu schicken.

    So sehr es mir um die einzelnen Buchhändler leid tut, der deutsche Buchhandel hat - was das Thema Amazon angeht - auf ganzer Linie versagt. Hätten sie rechtzeitig eine mit Amazon vergleichbare Webseite eingerichtet, auf der ich nicht nach Hause, sondern in die nächste Buchhandlung bestelle, wäre es für Amazon (auch dank der Buchpreisbindung) wesentlich schwieriger geworden.

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  2. Wie gesagt: ich habe einfach keine Lust, mich mit dem Brechen von DRM und Co zu beschäftigen, ich will eigentlich nur in Ruhe mein Eigentum "konsumieren" - und das ohne Einschränkungen.

    Und ja, richtig, der Buchhandel hat unglaublich geschlafen und bezahlt dafür jetzt die Zeche. Oder wie sagt der Chinese: "Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." :-)

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