Die Linke ist für mich niemals wählbar. Um es kurz auszudrücken: sie boshaft, rücksichtslos, besserwisserisch, bevormundend, prinzipiell diktatorisch orientiert und weiß nichts Gutes zu schätzen, am wenigsten ein gutes Leben. Warum diese harten Worte?
Im Lauf meines politisch interessierten Lebens, also seit ich ungefähr 13 oder 14 Jahre alt bin, habe ich mich für viele politischen Strömungen interessiert und glücklicherweise auch interessieren können. Mein Vater war schon immer der SPD zugetan, in einem Bundesland, in dem die CSU mit unschöner Regelmäßigkeit absolute Mehrheiten gewinnt. Trotz der Tatsache, dass man in Bayern als Sozialdemokrat nicht viel werden kann, hat er sich dafür entschieden. Im Alter meines Erwachsenwerdens waren für mich die Grünen die Partei der Wahl und das so sehr, dass ich für einige Jahre Mitglied und auch aktiv wurde, bis ich im Jahr 2000, desillusioniert von den Nicht-Erfolgen der grünen Beteiligung an der Bundesregierung aus der Partei austrat. Um 2003 herum kam ich aus zunächst privaten Gründen zur FDP. Längst war ich durch mein Studium der Volkswirtschaftslehre zu der Überzeugung gekommen, dass Freiheit und Liberalismus, Chancengerechtigkeit und die Möglichkeit des Individuums zur möglichst freien Entfaltung im Rahmen einer demokratisch-marktwirtschaftlichen Ordnung die für mich erstrebenswertesten Bausteine eines glücklichen Lebens sind. Somit war es ein nur logischer Schritt, dem ich bis heute treu geblieben bin.
Für mich wohnt dem Liberalismus die Tugend inne, das der einzelne Mensch als Mitglied der Gesellschaft sich zunächst fragt: "Was kann ich für mich und für die Allgemeinheit tun, so dass es uns allen besser geht?" Als nächsten Schritt fragt er sich vielleicht: "Wie kann ich sie davon überzeugen?" was nicht so weit entfernt ist von "Wie kann ich es ihnen verkaufen?". Der Liberale strengt sich an, selbst vorwärts zu kommen und reißt dabei die Menschen in seiner Umgebung mit. Er übernimmt prinzipiell Verantwortung nicht nur für sich, sondern auch für andere, ohne sie dabei zu bevormunden. Er bietet an und erhält Akzeptanz. Ich kenne viele Menschen, die zwar alle möglichen Parteien wählen, aber von ihrem gesamten Habitus her Liberale sind - ein immer wieder interessantes Paradoxon. Und man mache sich nichts vor: Menschen, die die freiheitliche Grundordnung unserer Hemisphäre zu ihrem ausschließlich eigenen Vorteil ausnutzen, sind definitiv keine Liberalen.
Ich sehe auch, dass viele Menschen völlig zufrieden mit dem sind, was wir in Deutschland und Europa erreicht haben - was nichts weniger als der Garten Eden auf dieser Welt ist, ein Stand der Zivilisation, um den uns viele in der Welt beneiden und bei dem selbst die Ärmsten unter uns einen Reichtum erlangt haben, der unseren Vorfahren wie ein Utopia erscheinen muss. Diese Zivilisation ist das Verdienst des Liberalismus, der Aufklärung, der Demokratie. Und wie die Geschichte stets aufs Neue beweist, führt der Linksradikalismus, der Kommunismus, der Sozialismus nur in die Armut aller. Und sie zeigt auch: die Linke wird vom Neid regiert.
Der politischen Linken, zu der in Deutschland heute tendenziell auch die Grünen zählen, wohnt aus meiner Sicht hingegen ein Übel inne: man fragt sich dort "Wer hat mehr als ich und wie kann es ihm wegnehmen?" Die Linke sieht nichts Gutes im Guten, sondern stets nur Schlechtes in Allem. Nie ist es genug, es muss immer noch mehr sein: noch mehr Verteilung des Wohlstands, noch mehr Steuerung des Lebens durch den Staat, noch mehr Eingriff in die Freiheit des einzelnen durch solche, die es vermeintlich besser wissen, noch mehr Bevormundung durch diejenigen, die sich für klüger halten. Die Linke neigt zur Meritokratie, einem an sich verführenswerten Gedanken, der aber schnell und gern weitere Schritte auf dem Pfad zur Knechtschaft, zur Diktatur geht. Und gerade weil dieser Gedanke so verführenswert ist, müssen gerade wir uns davon fernhalten, so weit wie möglich. Die Linke wird vom Neidgedanken auf den Besitz anderer beherrscht. Man will nicht selber schaffen, sondern stets heißt es: "die dort haben mehr als wir und wir müssen zusehen, dass wir es ihnen wegnehmen und unter anderen verteilen. Am besten unter uns, denn wir sind die gerechteren Menschen. Die, die mehr haben als wir, sind böse und ungerecht, deswegen ist es richtig, was wir wollen". In diesem "immer noch mehr" der Linken liegt viel Ähnlichkeit mit dem ungezügelten Kapitalismus Chinas und Amerikas, der ebenfalls keine Grenzen, keine Selbstbeschränkungen, kein Maßhalten kennt. Sie sind sich hier sehr gleich - und haben gleichermaßen so wenig mit echten Liberalismus zu tun.
"Man sollte nicht Bosheit unterstellen, wenn das gleiche Ergebnis auch durch Dummheit erklärbar ist." Eine Erkenntnis meiner jüngeren Jahre ist, dass ich nur selten böse Menschen kennengelernt habe. Nur Dumme. Davon gibt es reichlich, aber eben fast keine bösen Menschen. Weder in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder sonstwo. Die meisten Menschen, die in unseren Augen böse Dinge tun, verstehen wir häufig einfach nur nicht, sie oder wir wissen es nicht besser oder sie haben niemanden, an dem sie sich orientieren können und der ihnen Halt und Orientierung zu Besserem gibt. Das ist einer der wichtigsten Gründe für unmoralisches Verhalten, denn wir Menschen orientieren uns immer an unserer Umgebung. Natürlich ist mir bewusst, dass auf der Welt böse Dinge geschehen. Das schlimmste und weitreichendste ist dabei nicht, was wir Menschen anderen Menschen antun, sondern was wir Menschen dem Planeten und seiner Ökosphäre und somit unseren Nachkommen antun, denen wir die Zukunft rauben. Dennoch ist mir klar, dass wir diese bösen Dinge nicht aus Lust an der Zerstörung tun, sondern weil wir uns dazu genötigt, gedrängt fühlen und weil uns in der globalisierten Welt (noch) die Rahmenwerke fehlen, um mit unseren Möglichkeiten verantwortungsvoll umzugehen. Aber wir lernen, sogar recht gut. Und mir ist bei all dem bewusst, das meine Sicht der Dinge nicht die einzig relevante auf der Welt ist. Mit welchem Recht verneinen wir beispielsweise einer Milliarde Chinesen den Anspruch auf denselben zerstörerischen Wohlstand, den wir selbst erlangt haben? So, also durch Bevormundung, wird es nicht gehen. Und so geht es auch nicht in unserem Land, wo sich Grüne und Linke gern im wohlumverteilten Wohlstand, den andere geschaffen haben, wälzen und ihnen vorschreiben, was sie abzugeben haben.
Den Linken fehlt meiner Ansicht nach die moralische Balance, die selbstkritische Nachdenklichkeit des Liberalen: alle, die nicht ihre Auffassung teilen, werden als grundsätzlich böse dargestellt. Es wird gerufen "Wir verteidigen die sozial Schwachen" und damit unterstellt, die anderen Parteien würden sich nicht für diese Menschen interessieren. Es wird geschrieen "Ihr seid nicht für die Armen" als ob die anderen wollten, dass es Arme überhaupt gibt. Es wird skandiert "Mehr Gleichheit für alle", dabei wollen die meisten Menschen eigentlich gar nicht gleich sein, sondern nur gleiche Chancen haben und sich dann auf ihrem Lebensweg durchaus von anderen unterscheiden. Denn Menschen sind höchst verschieden, auch wenn wir uns gerne gemeinsam zusammenfinden und sei es nur, um bei einem Popkonzert zu 40.000st im gleichen Takt zu schwingen. Wir sind dennoch unterschiedlich. Während dem Liberalismus als Grundprinzip innewohnt, dass alle Menschen nach ihrer Fasson glücklich werden dürfen, solange sie dabei die Rechte anderer Menschen nicht einschränken, will die Linke die Menschen gleich machen. Alle sollen dasselbe wollen und haben, materieller Besitz ist ihr immer wichtiger als menschliches Glück, die Unterschiedlichkeiten in den Lebensentwürfen der einzelnen Menschen sind ihr immer suspekt. Das entspricht nicht meiner Vorstellung von einem guten Leben, gleich zu sein, gleich gemacht zu werden. All das kann und soll nicht meine Mentalität sein und ich will nicht, dass solche Leute das Land regieren und die gesellschaftliche Atmosphäre mit ihrem Materialismus, ihrem Pessimismus und ihrer Lebensfeindlichkeit vergiften. Und hier unterstelle ich den Linken zwar Boshaftigkeit und Dummheit, mir ist jedoch bewusst, die sie sich selbst als Menschen sehen, die Gutes und Richtiges tun wollen. Solange sie sich im demokratischen Diskurs bewegen, ist ihre Haltung damit legitim, aber ich empfinde diese Haltung eben dennoch als furchtbar. Ich kann sie niemals wählen.
Auch die FDP ist nicht deckungsgleich mit meinen Ansichten. Aber wie könnte eine Partei das auch und was für ein sinnloser Anspruch soll das sein: Deckungsgleichheit, hunderprozentige Zustimmung? Die Inhalte einer Partei werden von vielen tausend Menschen zusammengetragen, diskutiert und beschlossen, es müssen Kompromisse, langweilige, zähe und triste Kompromisse gefunden werden. Positionen werden verwässert, Ansichten werden geschliffen. So ist es eben, wenn Tausende von Menschen zusammenarbeiten und eine Partei besteht nun mal aus vielen davon. Weil für mich die Wahl einer Partei nicht bedeutet, dass ich mit ihren Inhalten zu 100 Prozent einverstanden sein muss, sondern nur, dass ich mit dem Lebensgefühl dieser Partei am meisten übereinstimme, kann meine Wahl am kommenden Sonntag und darüber hinaus nur bleiben: die Freie Demokratische Partei.
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