Keine drei Wochen vor dem entscheidenden Termin ist immer noch nicht klar, wie das Vereinigte Königreich aus der EU austreten wird. Allein diese Tatsache ist bereits eine furchtbare Peinlichkeit für die Verhandlungsparteien, zuvorderst jedoch für die britische Seite. Zwei Jahre Verhandlungen haben sowohl die Geduld als auch Willigkeit aller Beteiligten erschöpft, sich umeinander zu bemühen. Das britische Parlament hat der Regierung inzwischen jede Option genommen, verständlich zu agieren. Und die kontinuierlichen populistischen Angriffe der Hardliner auf die EU haben ihr übriges getan. Denn die EU ist den Briten sehr weit entgegen genommen, kann jedoch bestimmte Forderungen um den Preis ihrer Glaubwürdigkeit niemals erfüllen. Im Prinzip dienen die Verhandlungen ohnehin nur dazu, den Brexit für beide Seiten erträglicher zu machen. Das ist eben gescheitert.
Im Angesicht der seit bald drei Jahren verfahrenen Situation ist ein harter Brexit möglicherweise das Beste, was heute allen Beteiligten passieren kann. Menschen sind grundsätzlich schlecht darin, fundierte Entscheidungen zu treffen, die nicht von persönlicher Erfahrung unterfüttert sind. Der harte Brexit wird allen auf beiden Seiten diese Erfahrung ermöglichen. Er wird außerdem die Brexiteers mit ihren Unwahrheiten einer realen Bewertung unterziehen, die allen unmittelbar zugänglich sein wird. Und vermutlich ist das tiefe Tal der Tränen, durch das wir bei einem harten Brexit gehen müssen, genau die lehrreiche Erfahrung, die uns heute fehlt. Erst dadurch, und nicht durch einen unbeliebten, die notwendigen harten Konsequenzen abfedernden Kompromiss, wird der Weg für eine künftige Rückkehr des Vereinten Königreichs in die EU geöffnet. Das sollten wir jetzt zulassen.
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